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Der Brand in LübeckDas SVZ online Archiv
Nachrichten aus Deutschland und der Welt vom 19. Januar 1996
Zehn Menschen in Lübeck verbrannt
Asylbewerberheim ging in Flammen auf / Drei Tatverdächtige aus Mecklenburg festgenommen
Lübeck (AP/dpa/EB) Bei der bisher schwersten Brandkatastrophe in einer Ausländerunterkunft in Deutschland sind gestern früh in Lübeck mindestens zehn Menschen gestorben. Die Polizei nahm drei Tatverdächtige aus Grevesmühlen fest.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr kämpfen mehrere Stunden gegen die Flammen an.
Der Brand in dem viergeschossigen Altbau in der Lübecker Innenstadt brach gegen 03.40 Uhr aus. Die Polizei schloß einen fremdenfeindlichen Anschlag nicht aus. Am gestrigen Abend wurden noch immer Bewohner vermißt. 47 Menschen aus Angola, Zaire, Libanon, Syrien und Polen waren in der Unterkunft gemeldet, wie viele tatsächlich dort lebten war zunächst nicht bekannt.
15 Verletzte mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden, mindestens fünf von ihnen schweben noch in Lebensgefahr. Mehr als 20 Leichtverletzte wurden ambulant behandelt. Unter den Toten waren mindestens vier Kinder.
Mehrere hundert Menschen versammelten sich am späten Nachmittag in Hamburg, Göttingen und Lübeck spontan zu Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtsextremistische Gewalt. Rund 100 Afrikaner zogen in einem Protestzug durch die Lübecker Innenstadt zu dem Brandhaus. Auf Transparenten forderten sie ein Bleiberecht für Flüchtlinge.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Simonis bedauerte, daß die Stadt nach zwei Anschlägen auf die Synagoge erneut in die Schlagzeilen gerate. Bundespräsident Herzog sagte, sollte es sich um ein Unglück handeln, "bitte ich von hier aus um Trauer für die Opfer, um Trauer für die Familien, für die Verletzten, die sich in den Krankenhäusern von Lübeck befinden. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, dann geht mir die Geduld allmählich zu Ende."
Ein weiterer Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im niedersächsischen Burgwedel wurde gestern rechtzeitig von den Bewohnern bemerkt. Die Asylbewerber aus Ex-Jugoslawien und deutsche Mieter konnten das Feuer ohne fremde Hilfe löschen. Es war mit einem Brandbeschleuniger im Flur entzündet worden.
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